Einmal nach Nordkorea reisen. Seitdem ich ein paar Dokumentationen über Nordkorea verschlungen habe, will ich dorthin. Gut, man kann darüber streiten, ob man ein doofes Regime mit Devisen unterstützen sollte, während sein Oberhaupt die Welt mit seinen Atomprojekten in Atem hält. Denn mit Reisen nach Nordkorea ist es wohl ein bisschen wie damals mit Ausflügen in die DDR. So wirklich hat nur der Staat was von dem hereingespülten Westgeld, und man selbst wird während der staatlich organisierten und überwachten Reise mit Propaganda überhäuft. Von Seoul aus ist es zur Grenze zu Nordkorea nicht weit, die demilitarisierte Zone (DMZ) an der Grenze liegt sozusagen um die Ecke.
Nordkorea Grenze: Die demilitarisierte Zone bei Seoul und ihre Sehenswürdigkeiten
Von Seoul aus bieten einige wenige Anbieter Touren in die DMZ an. Selbst hinfahren ist eher schwierig – die DMZ ist ein mehrere Kilometer breiter Grenzstreifen vor der eigentlichen Grenze und militärisches Sperrgebiet. Von wegen demilitarisiert. Nur für Reisegruppen werden Ausnahmen gemacht. Mit allen Vor- und Nachteilen: An manchen Stopps des Ausfluges haben wir mehrfach angehalten, um andere Reisegruppen aufzugabeln oder abzusetzen oder beides. Ein paar „Highlights“ der Tour waren auch keine – zum Beispiel der Halt an einem Supermarkt mit angeblichen lokalen Produkten. Zwischen Oreos, Pringles und Kaugummis standen ein paar verstaubte Flaschen mit eingelegtem Ginseng. Super. Inklusive war auch ein 1a Tourguide, der jeden Satz geschlagene fünf Mal wiederholte und dabei nur die Satzstellung variierte. Muss man auch erstmal hinkriegen.
Wie weit ist Seoul von der nordkoreanischen Grenze entfernt?
Ein Besuch der Grenze zwischen Nord- und Südkorea ist von Seoul aus ganz leicht möglich. Die Entfernung von Seoul zur Grenze zu Nordkorea beträgt nur ca. 50 Kilometer. Ein Ausflug lässt sich also bequem an einem Tag in Seoul planen – und ist wirklich empfehlenswert, um ein Gefühl für die Geschichte Korea zu bekommen.
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Imjingak Park
Im Imjingak Park treffen sich seit jeher Exil-Nordkoreaner, um ihren zurückgebliebenen Verwandten zu gedenken. Irgendwann kam wohl Volksfeststimmung auf, und um die noch zu krönen, hat man mitten im Nichts einen Riesenparkplatz, eine kleine Dauerkirmes und paar Gedenk-Ecken eingerichtet. Besonders beeindruckend fand ich die viele bunten beschrifteten Schleifchen, die an den Maschendrahtzaun zum Sperrgebiet geknüpft waren. Ein Zeichen der Farbe und Hoffnung in dieser skurril-kargen Umgebung.
Dora Observatory: Krieg durch Musik
Musik schallt ohrenbetäubend laut aus Riesenlautsprechern über den Aussichtspunkt, in Richtung Grenze. Ich höre etwas von Frank Sinatra und dann wieder was mit „freedom“ im Liedtext. Hier wird nicht nur mit Waffen und Militär Stellung bezogen. Die Nordkoreaner machen das mit der Musik wohl ähnlich und irgendwie finde ich es skurril, dass sich zwei Länder mit Musikbeschallung bekriegen.
Vom Aussichtspunkt, dem Dora Observatory, sieht man die Grenze und zwei Vorzeigedörfer, eins von Nord- , eins von Südkorea, von denen das nordkoreanische laut unserem Tourguide nur aus Propagandazwecken aufgehübscht wird, leben tut in der Siedlung niemand. Auch das danebenliegende Gewerbegebiet, was ein erster Anfang der Zusammenarbeit zwischen Nord- und Südkorea sein sollte, liegt nun aufgrund der wiederaufkeimenden politischen Spannungen brach. Alles wirkt wie eine Geisterstadt – auch aus der Entfernung. Mich gruselt.
Dorasan: Der Geisterbahnhof nach Nordkorea
Gespenstisch geht es am nächsten Stopp weiter – ab dem Bahnhof Dorasan könnte man von südkoreanischem Boden aus direkt bis nach Pjöngjang durchfahren. Könnte. In Wirklichkeit liegt der nigelnagelneue Bahnhof mitten im Nichts brach. Fahrkarten gibt’s trotzdem zu kaufen, machen wir auch, denn so kommt man auf den verwaisten Bahnsteig. Und dann stehen wir da, auf dem leeren Bahnsteig, zwei Minuten, denn die Zeit drängt. Alles sehr merkwürdig.
Für den Lacher des Tages sorgen aber die amerikanischen Mitreisenden. Drinnen gibt’s Stempel zur freien Benutzung, echten Ein- und Ausreisestempeln nachempfunden. Als Souvenir. Nicht ohne den Hinweis „Don’t stamp your passports!“… und alle stempelten sich den eigenen echten Reisepass mit den Fakestempeln voll. Trump wird begeistert sein.
Geheime Tunnel unter der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Im Laufe der Trennung zwischen Nord- und Südkorea wurden mehrere Tunnel auf südkoreanischer Seite entdeckt, die wohl Nordkorea gegraben hat, um entweder Truppen zur Invasion oder Agenten zu Infiltrationszwecken einzuschleusen. Muss man sich mal vorstellen! Kilometerlange Tunnel, gerade mal so hoch, dass ein schmaler Koreaner aufrecht durchpasst! Die Nordkoreaner sagen natürlich, das stimme alles gar nicht, die Tunnel haben die Südkoreaner doch selbst gegraben. Ganz schön verrückt. Fotos drinnen sind leider verboten, strengstes Grenzgebiet, da man im Tunnel wirklich sehr nach an die Demarkationslinie kommt. Aber bei 300 Meter Ab- und wieder Aufstieg bei 11 Prozent Steigung hat man eh andere Sorgen – nichts für Herzpatienten. Und auch nichts für extreme Klaustrophobiker, eine Viertelstunde lang durch einen engen Tunnel so tief in der Erde – muss man mögen.
Die Tour zur DMZ in Korea – lohnt es sich?
Die gesamte Tour war sehr mit (natürlich süd-)koreanischer Propaganda gespickt, was zeitweise nerven konnte, obwohl die Verteilung der Rollen von Gut und Böse in diesem Fall ohnehin recht einleuchtend sind. Und zum Abschluss wurden wir noch butterfahrtmäßig durch einen Fabrikverkauf geschleppt, Einspruch war zwecklos. Keiner wollte, aber wenigstens durften wir uns aussuchen, ob man uns Ginseng oder Amethysten aufschwatzen sollte.
Trotzdem: Wenn man schon mal in Seoul ist – definitiv ein guter Tagesausflug!
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Reiseliteratur zu Seoul:
Reiseführer Seoul für die Handtasche (englisch)
Sprachführer Koreanisch von Lonely Planet
Was man sonst noch so in Seoul erleben kann:
6 Dinge, die Du in Seoul gesehen haben musst!
Seoul: Eintritt frei im Gyeongbokgung Palast
Wer mal auf die andere Seite der Grenze nach Nordkorea möchte, kann sich hier erste Eindrücke verschaffen:
Blogbeitrag auf Movin‘ Groovin‘
Witzig geschrieben! Ich war vor 3 Jahren genau auf der anderen Seite an der DMZ (und in anderen Ecken Nordkoreas). Ich glaube, die Propaganda, die ihr von den Südkoreanern gehört habt, ist im Vergleich zu der nordkoreanischen Version noch harmlos. Wir mussten uns sehr oft sehr doll das Lachen verkneifen (mit der Angst, auf der Stelle erschossen zu werden, wenn man den großen Marschall belächelt). ;) Fotos & Berichte aus Nordkorea gibts hier: https://movingroovin.de/nordkorea-reise/
Hi Mandy, stimmt ja… bei dir hätte ich auch mal tolle Eindrücke aus Nordkorea gesehen – das muss doch wirklich ein sehr skurriles Land sein! Ich verlinke deine Posts mal direkt im Beitrag!
Liebe Grüße
Tatiana