Langsam komme ich dazu, die letzten Reisejahre Revue passieren zu lassen. Ich bin nicht nur gefühlt Hunderte von Malen um die halbe Welt geflogen, habe gegen Jetlags gekämpft – mal mehr, mal weniger happy – und mein Talent, Millionenstädte wie Peking innerhalb von 24 Stunden komplett kennenzulernen (oder es zumindest zu versuchen), perfektioniert. Bis zum ultimativen Sightseeing- und Reise-Burnout. Ja, sowas gibt’s. In Peking schaffte ich es in 24 Stunden bis zur Chinesischen Mauer nach Mutianyu oder besser Großen Mauer, in die Verbotene Stadt, zu zwei Völlereien mit prall gefüllten Tellern (in China wird gerne aufgetischt) und sogar in eine der allerblödesten Touristenfallen, in die ich jemals getappt bin.
Immer öfter erwische ich mich dabei, in meinem Lieblingsbuchladen in der Reisebuchabteilung nach dem Deutschland-Regal zu schielen, statt mir die neuesten Bücher zu irgendwelchen Fernzielen anzusehen, wie sonst immer. Andere Leute träumen von exotischen Zielen wie Peking und der Chinesischen Mauer, ich träume manchmal mehr von nassen Strandspaziergängen auf windigen Nordseeinseln oder noch schlimmer, Wanderungen im Elbsandsteingebirge. Aber keine Angst, dieser Blog wird wohl niemals zum politisch korrekten Ich-habe-die-Welt-gesehen-und-jetzt-darf-keiner-mehr-Nachhaltigkeitsblog. Als Flugbegleiterin werde ich dafür sowieso ewig die schlechteste Ansprechpartnerin bleiben. Für jemanden wie mich, der in den letzten Jahren eigentlich nur noch übelstes Fernweh hatte, ein schönes Gefühl. Endlich mal keine Unruhe, sondern Zufriedenheit über das, was mir da rückblickend an Reise-Erinnerungen wie aus Peking geblieben ist. Oder wer hätte gedacht, dass ich jemals auf der Chinesischen Mauer stehe?
Zum ersten Mal in Peking.
Ich hatte wohl einen guten Tag erwischt – auf der Straße sah ich nur ganz wenige Menschen mit Atemschutzmaske und von Smogglocke war nichts zu sehen. Konnte ich meine wohl auch im Hotel lassen – meine damalige Firma stellte für jedes Crewmitglied eine Maske, dann musste es normalerweise wirklich schlimm sein. Überhaupt machte Peking auf mich einen überraschenden ersten Eindruck. Irgendwie dachte ich, man müsste doch mehr Kommunismus spüren, also so alles grau in grau wie früher in der DDR, lange Schlangen an Obstläden, überall lauern Geheimdienstoffiziere, Kontrolle ohne Ende und nix mit schändlich kapitalistischem Zeug wie Coca-Cola und McDonald’s. Ein Hoch auf vorurteilsfreies Reisen! War aber alles nicht. Oder zumindest nicht offensichtlich. Liebe wurde es dann zwar doch nicht zwischen mir und Peking. Aber ganz gute Freunde. Später sollte ich China noch ganz anders kennenlernen!
➜ Alle Reiseberichte findest Du auf meiner China Seite
Von Peking aus an die Chinesische Mauer: Mutianyu oder Badaling?
Die erste Erkenntnis: Die Chinesen nennen die Chinesische Mauer auf englisch gar nicht Chinesische Mauer. Sondern Great Wall. Macht Sinn, in China ist ja jede Mauer chinesisch. Von Peking aus kommt man relativ schnell an die Große Mauer, mit dem Auto ist man je nach Ort in ca. 1 1/2 bis 2 Stunden dort. Es gibt zwei Orte, die sich besonders gut von Peking aus für einen Ausflug eignen: Badaling und Mutianyu.
Während Badaling auch mit Bus und Bahn erreichbar ist, kommt man nach Mutianyu nur mit dem Auto. Mutianyu ist daher auch nicht ganz so überlaufen wie Badaling, das sowas wie eine Große-Mauer-Pilgerstätte ist und vor Touristenmassen wohl nur so platzen muss. Mutianyu war hingegen recht angenehm, keine Menschenmassen – und das Wetter war einmalig. Auch einmalig heiß und sonnig – Sonnencreme war DAS Tool des Ausflugs!
➜ Buche deine Tour nach Mutianyu ab Peking*
Und dann stand ich da, als kleines Pünktchen auf dieser riesigen Jahrhunderte alten Endlosmauer, die über 8.800 Kilometer lang sein soll. Ganz schön krass. Und es sah aus wie im Film: Hügelige Berglandschaften in sattem Grün – über die sich dann auf und ab und drumherum sich die große Mauer schlängelte. Unglaublich, dass das hier von Menschenhand mitten ins Nichts gebaut wurde.
Runter kann man wieder mit der Seilbahn oder zu Fuß. Oder rodelnd auf der Rodelbahn. Was eigentlich richtig Spaß macht. Es sei denn, man hat den einzigen Rodel-Experten vor sich, der über die gesamte Strecke nicht schnallt, dass die Bremse Bremse ist, und nicht zum Gas geben taugt. Und so rodelten wir halt mit der sagenhaften Geschwindigkeit von drei Stundenkilometern ins Tal. Mein Motorradfahrer-Ich weinte. Aber immerhin: Ich habe doch tatsächlich die Chinesische Mauer gesehen!
***
Alle Artikel über China auf einen Blick: